Schachtrainingslager Storkower See 2011

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Unser diesjähriges Schachtrainingslager vom 04.03.-06.03.2011 führte uns unter Ausschluss der Öffentlichkeit (weitgehend ohne Eltern) an einen abgeschiedenen Ort, in den Wolfswinkel, genauer gesagt in das CVJM (Christlicher Verein junger Männer) Camp am schönen Storkower See.

Per Zug und Auto erreichten wir unser "Geheimquartier" im Wald, und nach dem üblichen Szenario (Zimmeraufteilung, Wer-kriegt das-beste-Bett-Streiterei, Bettenbeziehen/-reinstopfen, Auspacken? -lohnt sich eh nicht usw.) folgte als Schachlektion Nr.1 noch ein 20-min-Test zum Thema Vorausdenken - mit einigen richtig guten Ergebnissen.  Abschließend folgt zur Entspannung die erste Hälfte des Schachfilms "Das Königsspiel – ein Meister wird geboren" in dem es um den 7jährigen talentierten Josh geht, um Ehrgeiz und um Spaß am Spiel…

Zu nun schon vorgerückter Stunde wurden die kleinen Wölfe etappenweise zum Zähneputzen und ins Bett gejagt. Einen plagte das Heimweh dann doch zu sehr und  der "heulende Wolf" musste die Heimreise antreten. Als endlich Ruhe eingekehrt war (wann war das eigentlich?), begann der Vorbereitungsmarathon der Trainer und Betreuer für den nächsten Tag. Die Arbeiten endeten dann trotz Einsatz von gleich zwei Laminier- und Schneidegeräten für die Fertigung von Aufgabenkärtchen auch erst an demselbigen.

Samstagmorgen weckten uns dann keine kleinen heulenden Wölfe, sondern wohl eher Hähne, die unbedingt schon beim allerersten Sonnenstrahl krähen mussten! Da half es Tina und Kimpi nur, in der Küche um frischen, heißen Kaffee zu betteln - gähn...

Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück (frische Brötchen, warme Eier, Cornflakes, Kakao...) - natürlich nicht ohne Schach (keine Mahlzeit ohne Schachpartien: vorher, mittendrin, hinterher...) und der Einteilung in vier Gruppen, begann das individuelle Training bei Bettina , Kimpi, Marc und Richard.

Die Trainingsgruppen:

1. Bettina und Kimpi (abwechselnd): Willi, Sander, Federico und Hai
2. Bettina und Kimpi (abwechselnd): Thorge, Jakob, Janes und Jasper
3. Richard: Vladimir, Jonas, Fea und Ole
4. Marc: Daniel und Malte

...unter anderem konnte man bei Bettina das arabische Mattbild kennenlernen, welches im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen sollte. Bei kurzen Pausen zwischendurch, spätestens jedoch bei der Schachrallye am Nachmittag, konnten wir das riesige Außengelände – u.a. mit Tischtennisplatten am See und einem waldigem Bolzplatz erforschen.

Für die Rallye wurden alle wieder in vier Gruppen aufgeteilt.

Aufstellung der Teams:

1 Sander, Ole, Willi (Leiter)
2 Vladimir, Thorge, Jasper, Fea (Leiterin)
3 Jonas, Jakob, Malte (Leiter)
4 Daniel, Janes, Hai, Federico (Leiter)

Nacheinander mussten sieben Stationen mit mehr oder weniger kniffligen (Schach-) Aufgaben absolviert werden:

Station 1/Richard: Stellungen übertragen (Eine Brettstellung ansehen, Sprint an einen anderen Ort und dort nach dem Gedächtnis wieder korrekt aufbauen – und das natürlich so schnell wie möglich!)

Station 2/ Bettina: Lösen von Retro-Aufgaben  (Nenne den letzten Zug, der zu dieser Stellung führte!), passend dazu die Teamaufgabe: Gemeinsam einen Baumstamm- Parcour RÜCKWÄRTS bewältigen – gemeinsam, also ohne einander loszulassen.

Station 3/Kimpi: Tischtennis (ein Spieler: 20xJonglieren, zwei Spieler müssen 6 Ballwechsel hintereinander schaffen, falls es einen 4. Spieler gibt, muss der einen Satz gegen Kimpi spielen und mindestens 5 Punkte holen…). Hier beeindruckte besonders Hai, der gegen Kimpi auch die notwendigen 5 Punkte holte! Das ganze war auf der Tischtennisplatte aus Beton und mit starkem landeinwärts wehenden Wind wahrlich nicht einfach…

Station 4/Kimpi: Gedächtnistraining /Logik – Die Gruppen erhielten eine Textpassage aus der Reihe „Kommissar Kugelblitz“ inclusive einer Beschreibung von Personen, die in einem Zugabteil sitzen. Das Ganze lesen, sich merken, danach durch das Camp-Gelände pirschen und nun Tinas Fragen dazu beantworten erforderte Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, die richtigen Schlußfolgerungen ziehen. Neben einer Gedächtnisübung erwies sich diese Station auch als ziemlich schwierige Übungseinheit für Lesen.

Station 5/Tina: Fragen zu „Kommissar Kugelblitz“ und danach: Basteln von Endspielheftchen - Kapitel 1: Grundlagen der Bauernendspiele (B.Rosen). Statt mit Wind, musste hier mit der Feinmotorik gekämpft werden…auch wurden immer wieder Teile abgeschnitten, die eigentlich dranbleiben sollten… - eine Geduldsprobe für alle.

Station 6/Richard: Kondi-Blitz – eine schöne Verbindung von Schach (Denksport…) und Bewegung

Station 7/Marc: Fußball: Torschuss auf ein 5m-Tor, wobei die Entfernung je nach Alter in Metern festgelegt wurde. Gut für Kimpi (50), das er hier nicht antreten musste…

Für das richtige Lösen der Aufgaben erhielt jede Gruppe jeweils ein Puzzleteil (bei Fehlern gab´s Strafen, insbesondere bei Richard wie man so hörte...). Das fertige Puzzle ergab dann ein ganz bestimmtes Mattbild (wurde hier schon irgendwo erwähnt), und dieses gab dann den entscheidenden Hinweis auf das Ziel dieser Rallye: Das arabische Zimmer (in dem übrigens Bettina ihre Gruppen trainiert hat), wo dann auch die jeweiligen Siegerkuverts versteckt waren.

Nun war es langsam Zeit fürs Abendbrot, und den Film wollten wir ja auch noch zu Ende anschauen. Aber, völlig unglaublich (oder typisch?): Man bekam die Kinder immer schwerer von den Schachbrettern weg. Sobald mal ein paar Minuten Zeit war, hingen sie zu zweit oder in Gruppen am Schachbrett und fanden kaum ein Ende – faszinierend!

Auch das „Königsspiel“ endete königlich: Im Film siegte Josh in dem wichtigen Schachduell, aber auch bei seinem Wunsch, Schach so zu sehen, wie er sich wünschte (und nicht, wie Vater und Trainer es durchsetzen wollten). Danach  „durften“ alle Kinder (unter lautem Wolfsgeheuel) die Duschen besuchen. Erfrischt, geputzt und mit vollem Kopf kamen dann fast alle viel schneller zur Ruhe als am Vorabend.

Aber Ausschlafen scheint bei den jüngeren Kindern ein Fremdwort zu sein… 6:39 Uhr war das erste Poltern („Krähen“) zu hören. Ein neuer Tag (SONNTAG-Morgen!) hatte schließlich begonnen und somit war es Zeit für das abschließende heißersehnte Schachturnier. Natürlich warteten am Ende auch noch die Siegerehrungen für Rallye und Schnellturnier. Vor dem Turnier und zwischendurch war es eine große Freude, das entstandene Chaos wieder zu entwirren: Betten abziehen und Sachen packen – nur welche wohin? Und überhaupt: Müssen wir denn schon wieder fahren???

Zum Turnier (7 Runden Schweizer System, 15 min/Partie): Nach drei Runden führten Janes und Willi mit 3 Siegen. Im direkten Duell setzte sich Willi durch und punktete danach auch gegen Hai.  Federico kam im Laufe des Turniers  immer besser in Fahrt und konnte Willi in Runde 6 eine Niederlage beibringen. Also Spannung vor der 7. und letzten Runde: Janes und Willi führten mit 5 Punkten, dahinter lauerten Ole und Federico mit 4 Punkten. Jonas, der einen guten Turnierstart und damit viele starke Gegner erwischte,  sowie Sander, Jasper und Malte hatten allesamt 3 Punkte auf dem Konto.

Da Janes gegen Ole unterlag (der sich so noch auf den 4. Platz vorkämpfen konnte), blieb ihm „nur“ Platz 2. Willi bezwang Thorge und wurde mit 6 aus 7  Turniersieger! Federicos setzte seine Siegesserie auch in Runde 7 fort (gegen Jonas) - Platz 3.  Die Tabellenspitze (bei 14 Teilnehmern):

Rang Teilnehmer At Verein/Ort S R V
Punkte
Buchh BuSumm
1.
Dowe,Willi 2 SV Empor Berlin 6 0 1
6.0
28.0
187.0
2.
Piana,Federico 3 SV Empor Berlin 5 0 2
5.0
27.0
178.5
3.
Sanne,Luc Janes 2 SV Empor Berlin 5 0 2
5.0
25.5
182.0
4.
Karge,Ole 3 Treptower SV 5 0 2
5.0
25.0
185.0

Sander ging es am Sonntagvormittag nicht so gut. Er wollte aber unbedingt weiterspielen – gute Partien, toller Kampfgeist und neben  Jasper, Hai und Jakob mit 3.5 Punkten Platz 5 -8. Bei der Siegerehrung wurden natürlich auch die 4 Rallye-Teams geehrt - sie konnten ihre Siegerkuverts gegen Preise einlösen. Abschließend gab es für jeden Teilnehmer des Trainingslagers eine Teilnehmerurkunden, auch an Richard Pixa und Marc Kitzmann, die sich an diesem Wochenende ausgezeichnet um die Kids gekümmert hatten und uns eine wertvolle Hilfe waren.

Dank unserer netten „Herbergseltern“ (das Ehepaar aus dem Wedding hat die Verwaltung dieser Einrichtung „mit Glück und Gottes Segen“ erst vor kurzer Zeit übernommen) konnten wir dann wieder alle zusammen (in 3 Autos) in die Zivilisation (zum Bahnhof) zurückkehren. Dort fand sich noch Zeit für eine letzte Runde Fußball – das Wolfsrudel gegen Richard und Marc. 4:3 – Gewinner wurden natürlich die Besseren ;-).

Ich denke, wir hatten alle wieder sehr viel Spaß. Neben einer Reihe neuer Schachlektionen wurde auch sehr viel getobt und gelacht. Erstaunlich, wie  Kinder, die sich teilweise kaum kennen, in Windeseile zusammenfinden – na ja, irgendwie kennt man sich ja doch langsam gegenseitig in der großen Schachfamilie (Empor – Treptow), oder? Und Fea von der Grundschule am Kollwitzplatz war nach Torgelow auch wieder dabei.

Bleibt noch eine Frage zum Abschluss: Woher hat der Wolfswinkel eigentlich seinen Namen – hier gibt es doch gar keine Wölfe, oder*?

Tina Karge (ergänzt von Bettina Bensch und Frank Kimpinsky)

Danke Tina für den tollen Bericht!

* Seinen Ursprung hatte der Name wohl schon am Ende des 18.Jahrhunderts und gibt damit auch den Hinweis auf das Vorkommen von Wölfen zur damaligen Zeit…

Jedoch gibt es auch heute noch eine Parallele zwischen unseren „Schachwölfen“ und diesen Rudeltieren: Sie signalisieren durch ihr Geheul den benachbarten Artgenossen, dass sie ein Revier besetzt haben… :-)